Montessori-Verein Chemnitz

Das soll ein Schüler verstehen? Warum schreibt man so etwas? Da hilft nur eines – wir besuchen Franz Kafka. Fragen können wir ihn nicht mehr. Klar, der Mann ist tot, aber wir erfahren doch eine Menge über ihn im „Kafka-Museum“ in Prag.

Die Klasse 9 des Gymnasiums kletterte also bestückt mit Frühstück und Schreibzeug in den VW-Bus, den uns ein Sponsor zur Verfügung gestellt hatte, und auf ging‘s in die Hauptstadt von Tschechien. 

Mit Arbeitsaufträgen, die die unterschiedlichen Lebenssituationen und Kafkas Besonderheiten erfassen sollten, näherten sich die Neuntklässler einem wirklich schwierigen Thema. Das Museum, direkt an der Moldau gelegen, gibt mit seiner dunklen, bedrückenden Enge, seinem schwankenden Vitrinen und den Bild- und Tondokumenten aus dem Ende des 19. und der frühen Zeit des 20. Jahrhunderts einen tiefen Einblick in ein Leben zwischen schriftstellerischer Genialität und innerer Zerrissenheit. Staunend, diskutierend, beratend und wertend kämpften sich Giannina, Roxane, Richard, Moritz und Alex durch die 2 Etagen und füllten Notizblätter zu ihrem Forschungsgegenstand.

Endlich, in der unteren Etage, in der sich Installationen, Bilder und Modelle befinden, die Kafkas bekanntesten Werken zugeordnet werden können, kommen wir ins Gespräch über diesen außergewöhnlichen Dichter. Viele Fragen – nicht alle können gleich hier beantwortet werden. Einige nehmen wir mit in unseren Unterricht.

Staunend stehen wir vor der Maschine aus „Strafkolonie“ oder hören in die vielen verschiedenen Telefonate hinein und ziehen Karteikästen auf, die die Verwirrung aus dem „Prozess“ zum Gegenstand haben. Unsere kleine Gruppe berät lange über den Schlängelweg, der den Weg zum Schloss darstellt den der Landvermesser im gleichnamigen Buch niemals finden wird, so sehr er sich auch bemüht. Giannina ist die erste, die sich triumphierend mit dem Bleistift an den Kopf tippt und ausruft: “Na klar doch, der schreibt doch irgendwie immer von sich selber.“ Gut erkannt beim Lernen durch Anschauung und das auch noch außerhalb der Schule. Ein Bummel über die Karlsbrücke bei strahlendem Sonnenschein, den Künstlern und Händlern über Schultern und Ladentische schauen und ins Gewühl der Altstadt eintauchen – für einen Prag-Besuch unerlässlich.

Am Nachmittag bei der Rückfahrt herrschte dann Stille. Geschafft von der Hauptstadt.

Unserem Unterricht hat es ungeheuer bereichert und die Forschungsergebnisse sind in Mappen und einem Linolschnitt eingeflossen. Da kann man nur mit Kafka sinngemäß schließen Und es war ihnen wie eine Bestätigung ihrer Träume und guten Absichten als am Ziele ihrer Fahrt eine Erkenntnis stand (Ebenda, S. 50.).