Hilfe, wir haben Prüfung. Was nun?

In der Wirtschaft werden immer mehr Bootcamps eingerichtet, um Mitarbeiter, Angestellte, Führungskräfte, ja selbst Manager über einen möglichst langen Zeitraum, abgeschlossen von den Freuden der Zivilisation mit Wissen zu bombardieren, damit diese es dann in einer noch am Ende des Camps angesetzten Prüfung bestmöglich kniffelige Aufgaben bewältigen und persönlich und emotional gestärkt aus der eingeforderten Gemeinschaft entfliehen können.

Was in der Wirtschaft geht, muss sich doch auch auf unsere Prüflinge anwenden lassen. Das Abitur warf bereits seine Schatten in Form der Vorprüfungen, die teilweise, für uns als Externe, am Goethe-Gymnasium,

teilweise in unserer Schule absolviert werden mussten, voraus.

Die große Frage, die im Raum stand: Wie bereiten wir unsere Prüflinge optimal vor? So wenig Zeit für so viel Stoff.

Dann greifen wir doch die Idee des Bootcamps eben auf.

Am Freitag, den 18.04.2015 bestieg die gut gelaunte Runde, bestehend aus 11-ern und 12-ern das Auto, das sie in mein Dorf in Thüringen bringen sollte, weil das eben doch weitab von den Freuden der Zivilisation liegt und den ungeheuren Vorteil bietet, dass Übernachtung und Verpflegung dort nichts kosten. Idealzustände, die aber die Mütter nicht davon abhalten konnte, riesige Proviantkörbe mit gesundem Obst, duftendem Tee und nervenberuhigender Schokolade zu füllen und ebenfalls in den Kleinwagen zu stopfen.

Das große Ziel hieß, möglichst viel Unterrichtsstoff zu wiederholen, der aus den Fächern Deutsch und Geschichte stammte, weil alle Anwesenden eine schriftliche Prüfung absolvieren müssen.

Ankunft 15:30 Uhr, Unterrichtsstart 16:30 Uhr. Ein hartes Programm für einen Freitagnachmittag, den man gewöhnlich mit Partyvorbereitung-
und/oder durchführung, Sitzen am PC oder Fernseher oder eher mit Freuden im Kino verbringt.

Ära Adenauer, 17. Juni in der DDR, Einigungsvertrag oder Elysee-Vertrag – ein ziemlich anspruchsvolles kompaktes Feuerwerk an Daten, Fakten und Zahlen.

Das erlösende Abendessen kam gerade richtig. Noch lange nach dem Leeren der Spaghetti-Teller sitzen wir bis Mitternacht zusammen und reden über Schule, Montessori, Freunde, Liebe, das Leben und Zukunftspläne. Vieles von den Themen lässt uns einen neuen Blick auf das doch so bekannte Gegenüber werfen.

Der ziemlich kurzen Nacht soll ein weiterer erfolgreicher Tag im Sinne effektiver Prüfungsvorbereitung folgen.

Zwar konnte der Frühstückskaffee eine ganze Weile gegen Müdigkeit und das Schließen von Augen seine Wirkung tun, aber es blieb zäh, weil die Menge des Lernstoffes nicht wirklich abzunehmen schien.

Würstchenimbiss und Mittagspause lösten die endlose Kette von I. Weltkrieg, Vorabiauswertung und Wirtschaftswunder wieder etwas auf.

Wir steuerten dennoch unseren absoluten Tiefpunkt an. Dieser war dann endgültig gegen 15:00 Uhr erreicht. Kurzerhand scheuchte ich meine kleine Runde auf und forderte sie nachdrücklich auf, sich die Schönheit unseres Dorflebens anzuschauen und das Thüringer Land und vor allem seine Leute kennenzulernen.

Auch ich brauchte eine kleine Auszeit, meine Motivationssprüche, meine aufmunternden Worte und mein Redevermögen waren so ziemlich am Ende.

Die bunte Truppe marschierte durchs Dorf, verlief sich – klar, Stadtjugend und besichtigte den Friedhof.

Kritisch wurden die Chemnitzer von den Einheimischen beäugt.

Letzte Runde bis gegen 18:00 Uhr.

Noch eine Prüfung bearbeiten und dann – dann wird gegrillt.

Würstchen, Steaks, Bier und jede Menge gute Laune das war dann doch eine erfolgreiche Bilanz des Tages.

Wir hatten wirklich viel geschafft. Sicher war auch das eine oder andere hängengeblieben, viel wichtiger war aber der Eindruck, dass wir gemeinsam viel mehr erreichen und auch beim Lernen viel mehr Spaß haben.

Beim Sonntagsfrühstück in gelöster Stimmung waren wir froh, nun doch noch ins verdiente Wochenende starten zu können, lachten über Marcus’ „Hustenanfälle“, weil er trotz Tierhaarallergie das Handtuch der Katze genommen hatte, statt sein frisches, schwelgten in Erinnerungen an alte Klassenfahrten und versuchten herauszufinden, an wen Camille ihr Herz wohl in den nächsten Tagen verschenken würde.

 

Lernen kann Spaß machen – Lernen muss Spaß machen. Darüber ist man sich bei uns an der Schule einig. Die Wege, die wir dabei beschreiten werden immer verschieden sein. Wichtig, bei aller Unterschiedlichkeit der Wege ist die Frage, was braucht das Kind jetzt gerade in dieser Etappe seines Lebens.

Bilder...

Hilfe, wir haben Prüfung. Was nun?
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Hilfe, wir haben Prüfung. Was nun?

Veröffentlich in der Kategorie "Gymnasium" am 19.04.2015

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