Studienfahrt Geschichte

Der auf Seite 83 im heute (08. Juli 2020) erschienenen Jahrbuch 2019/2020 abgebildete Beitrag „Mehr als eine Studienfahrt – Gedenkstätte Dachau“ ist ein redaktionell überarbeiteter Text. Im Folgenden findet sich der Originaltext von Marie Donat.

Nach langer Vorbereitung im Unterricht auf das Thema Nationalsozialismus und die dazu gehörige Ausgrenzungs- und Vernichtungspolitik, haben die Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klassen (Oberschule) sowie der 10. Klasse (Gymnasium) vom 11. bis 13. Dezember 2019 an einer dreitägigen Studienfahrt nach Dachau teilgenommen. An unserem ersten Tag trafen wir uns alle im Foyer der Schule und traten um sieben Uhr unsere Reise nach Dachau an. Nach einer ca. sechsstündigen Fahrt erreichten wir unsere Unterkunft, in der sich gleichzeitig auch die Seminarräume befanden. Wir wurden freundlich begrüßt und in drei Gruppen eingeteilt. Danach begann unser erster Workshop. Wir erhielten einen Überblick über die folgenden Tage und bereiteten uns im Vorfeld tiefgründig auf die Fragestellungen „Wie war der Alltag im Konzentrationslager?“, „Wer wurde ins Konzentrationslager gebracht?“ sowie „Wie gestaltete sich das Überleben im Konzentrationslager?“ auf den Besuch der Gedenkstätte Dachau vor. Bereits der erste Tag brachte viele neue Eindrücke mit sich. Trotz der langen Anfahrt waren alle aufmerksam und interessiert. Am zweiten Tag stand der Besuch der Gedenkstätte Dachau an. Schon auf dem Weg dorthin gab es viel zu erklären und zu sehen. Wir merkten, dass der Ort auch heute noch von der damaligen Zeit geprägt ist. Nun standen wir vor dem Eingangstor, an welchem folgende Worte standen: „Arbeit macht frei“. Allein dieses Tor machte uns ein mulmiges Gefühl. Als erstes gingen wir in die Schub- und Waschräume, in welchen die Häftlinge auf ihr Leben in Gefangenschaft vorbereitet wurden. Dort mussten sie ihre Kleidung und Wertgegenstände ablegen. Auch wurden ihnen hier ihre Haare abrasiert. An diesem Ort konnten wir uns nur wage vorstellen, wie es damals ausgesehen haben muss. Anders war es bei dem nächsten Gebäudekomplex, den Arrestbauten. Hier wurden die besonderen und unbequemen Häftlinge untergebracht. Es herrschte eine unangenehme dauerhafte Kälte, vor allem der hintere abgesperrte Teil verursachte bei uns Gänsehaut. Nach diesem ersten Rundgang gingen wir zurück in die Jugendherberge, um nach dem Mittagessen mit dem nächsten Workshop zu starten. Jedoch entschieden wir uns, noch einmal in die Gedenkstätte zu gehen, da wir längst noch nicht alles gesehen hatten. Wieder dort angekommen, gingen wir in das wohl schrecklichste Gebäude, das Krematorium. Dieser Ort wirkte einfach nur grausam. Vor allem in den Duschräumen war es durch die niedrigen Decken sehr beengend. Der letzte Raum des Krematoriums war der Leichenraum. Dort wurden all die toten Menschen gelagert, bevor man sie verbrannte. Hier konnten wir den Tod mit jeder Zelle des Körpers spüren. Man merkte, wie die Gruppe ruhiger und nachdenklicher wurde. Nun gingen wir zu den Häftlingsbaracken, wo sich hunderte Menschen wenige Betten und Toiletten teilen mussten. Als wir uns die dort ausgestellten Fotos von damals anschauten und die Enge der Räume fühlten, erinnerte es uns stark an Tiere, die auf engsten Raum gepfercht werden. Viele von uns konnten es nicht fassen, dass so viele Menschen unter diesen Bedingungen leben mussten.

Nachdenklich traten wir den Rückweg zu unserer Unterkunft an. Dort angekommen besprachen wir in unserem letzten Workshop das Gesehene, brachten unsere Gefühle zum Ausdruck und klärten offene Fragen zu den Tätern und die heutige Nutzung des Geländes. Am Ende hatte jede/-er die Möglichkeit zu überlegen, was sie/er in Dachau zurücklassen möchten, welche Erinnerungen sie/er mitnimmt und was sie/er anderen unbedingt berichten möchte. Diese Auswertung war gelungen. Am dritten und letzten Tag begaben wir uns auf die Heimreise. Selbst auf der Rückfahrt waren viele von uns noch nachdenklich gestimmt und verarbeiteten die Eindrücke und Informationen der letzten Tage.

Marie Donat, Klasse 9 C

Die Studienreise Geschichte wurde fördert durch den Lokalen Aktionsplan der Stadt Chemnitz und mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

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Veröffentlich in der Kategorie "Secondary school" am 08.07.2020

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