Jeder für jeden und alle zusammen – Miteinander in der Kunst

Es ist inzwischen eine beliebte Tradition in der Montessori-Schule Chemnitz. Das zweite Schulhalbjahr beginnt nach den Winterferien ganz im Zeichen der künstlerischen Gestaltung. Eine Woche lang können die Schüler künstlerische Techniken und Materialien ausprobieren, Künstler und deren Werke kennenlernen, sich am eigenen künstlerischen Schaffen erfreuen. Einer Projektwoche gleich bietet jeder Pädagoge der Schule eine künstlerische Station an, aus denen die Schüler wählen und die sie ihren Interessen entsprechend durchlaufen können. Das klingt ungewöhnlich, werden doch plötzlich Mathe-, Englisch-, Chemie- oder Deutschlehrer zu Kunstpädagogen. Darin liegt aber auch der Reiz, werden doch nicht selten künstlerische Aufgaben mit spezifischen Fachthemen oder Erfahrungen aus dem individuellen Hobbybereich des Lehrers verbunden.

Vom 27.02. bis zum 03.03.2017 verwandelt sich die Einrichtung auf der Chemnitzer Fürstenstraße quasi zu einer „Kunstschule“, das Physikkabinett zu einer Bildhauerwerkstatt, der Englischraum zu einem Ort kreativer Malerei, Fach- sowie Klassenräume zu Studios und Ateliers. Gasbetonsteine werden mit Meißeln und Feilen zu dreidimensionalen Köpfen bearbeitet. Inspiriert durch verschiedene Arten von Musik entstehen Zeichnungen und Aquarelle. Aus Ton schaffen Schüler ausdrucksstarke Charakterköpfe. Pappröhren in verschiedenen Längen und Durchmessern werden mit bunten Stoffen, Kordeln, Spitzen und Knöpfen zu beeindruckenden Kunstwerken. In altsorbischer Technik verwandeln die Kinder mit Wachs und Nadelköpfen Hühnereier zu bunten Objekten mit filigranem Muster. Es wird zentangelt, gehäkelt, auf Leinwand mit Acrylfarben gemalt. Grafiken aus farbig glänzenden Fäden entstehen ebenso, wie Bilder aus gebrochenen Fliesen, bunte Mosaiken mit Tiermotiven oder verschiedenen Ornamenten. Die Schüler zeichnen Porträts oder probieren sich in der Kunst des Schreibens. Kunstvoll verschnörkelte Initialen mittelalterlicher Buchmalereien, ägyptische Hieroglyphen oder Arabische Schriftzeichen, die als Tänzer, Beduinen oder Falke durch die geschickt geführte Feder auf dem Papier hervortreten.

In verschiedenen Gruppen haben die Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit, in den Chemnitzer Kunstsammlungen Gemälde des Malers Karl Schmidt-Rottluff, romantischer Künstler oder Werke der russischen Avantgarde zu erleben. Unter Anleitung der Museumspädagogen setzen sie sich anschließend mit dem Gesehenen auseinander.

Am letzten Tag der Woche werden alle Arbeiten in einer umfangreichen Werkausstellung präsentiert, die das Schulgebäude zu einer Kunstgalerie macht, zu der Eltern und Angehörige der Nachwuchskünstler geladen sind.

Die Woche ist von einer friedlichen, harmonischen Atmosphäre geprägt. In den einzelnen Räumen arbeiten die Schüler unabhängig von Alter, Geschlecht und Nationalität zusammen. Es spielt keine Rolle ob die Kinder die fünfte oder die zehnte Klasse besuchen, ob sie ein Handicap oder einen auffälligen Ring in der Nase tragen. Hier wird keiner schief angesehen, gehänselt oder gemieden. Man hilft sich gegenseitig. Hier erklärt ein Fünftklässler den Großen des Abschlussjahrganges die Technik, einen Vogelschnabel zu häkeln, dort tauschen Schüler ihre Stifte aus oder helfen sich gegenseitig die Vorlage der Fadengrafik auf das Blatt zu übertragen. Kurzfristig bieten Schüler der neunten und zehnten Klasse eine weitere Station an, in der sie ihre Mitschüler anleiten und betreuen. Aus dem eigenen Hobby heraus falten sie Papier zu filigranen Tieren sowie komplexen geometrischen Objekten. Die Origamigruppe wird selbständig beantragt, geplant und organisiert. Es ist egal ob man die Oberschule oder das Gymnasium besucht. Man kennt sich aus dem Alltag, unterstützt sich gegenseitig, ist befreundet. Man arbeitet gemeinsam, plant gemeinsam, lacht gemeinsam. Diese Stimmung spiegelt sich in den künstlerischen Ergebnissen wieder, die von hoher Qualität zeugen.

Stolz stehen die Schüler vor ihren Arbeiten und erklären den Besuchern der Werkausstellung die Details der Kunstwerke. Auch in diesem Jahr haben sich viele Eltern bereit erklärt, die einzelnen Ausstellungsräume zu beaufsichtigen und helfen so mit, die Schau überhaupt zu realisieren und diesen Einblick in die Arbeiten ihrer Kinder zu ermöglichen. Das hebt die Kunstprojektwoche von dem Niveau einer Schulveranstaltung heraus und macht sie zu einem Ereignis des gesamten Montessori-Schulvereins, bei dem Lehrer, Schüler und Eltern gemeinsam den pädagogischen Alltag gestalten.

Bilder...

Jeder für jeden und alle zusammen – Miteinander in der Kunst
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Veröffentlich in der Kategorie "Oberschule", "Gymnasium" am 08.03.2017

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